„Game over“: Wie der Gazprom-Chef Deutschlands Energiesicherheit infrage stellt: part 1
Es sind keine guten Nachrichten für die europäischen Gasverbraucher. Am Freitag meldete der französische Netzbetreiber GRTgaz, dass Frankreich seit kurzem kein russisches Gas mehr über Pipelines bekomme. Der Grund sei die „Unterbrechung des Gasflusses zwischen Frankreich und Deutschland“. Frankreich ist in einer Größenordnung von 17 Prozent von russischem Gas abhängig.
Zuvor hatte der russische Staatskonzern Gazprom die Gaslieferungen nach Europa über die Ostseepipeline Nord Stream in zwei Schritten auf nur noch maximal 67 Millionen Kubikmeter pro Tag gedrosselt: eine schmerzhafte Reduzierung von insgesamt 60 Prozent. Begründet wurde das mit Verzögerungen bei Reparaturarbeiten durch die deutsche Firma Siemens. Eine weitere Gasturbine müsse „nach dem Ablauf der Zwischenüberholungsfristen vor der Generalüberholung“ abgestellt werden. Noch am Montag lag die tägliche Liefermenge der Pipeline bei maximal 167 Millionen Kubikmeter.
Nun hat der russische EU-Botschafter Wladimir Tschichow nicht ausgeschlossen, dass Nord Stream bald komplett stillgelegt werden könnte, sollte es weitere Probleme bei der Reparatur von Turbinen geben. „Wenn alle diese Turbinen zur Reparatur nach Kanada abreisen, droht der Stopp der Pipeline. Ich denke, es wird eine Katastrophe für Deutschland sein“, warnte Tschichow am Donnerstag auf dem St. Petersburger internationalen Wirtschaftsforum.
Doch sind es nur technische Gründe, die Tschichow zu solch einer dramatischen Prognose bewegen? Die Siemens-Tochter Siemens Energie erklärte zwar am Dienstag, dass Siemens 2009 Gasturbinen für eine Verdichterstation der Nord-Stream 1-Gaspipeline in Russland geliefert habe und diese aus technischen Gründen nur in Montreal, Kanada, überholt werden könnten. „Eine Turbine wird derzeit in Montreal gewartet“, sagte eine Siemens-Sprecherin dazu der Berliner Zeitung. Aber angesichts der kanadischen Sanktionen gegen Russland sei es aktuell grundsätzlich nicht möglich, überholte Gasturbinen an den Kunden, also Gazprom, zu liefern.
Doch Wirtschaftsminister Robert Habeck bezweifelte es, dass eine Turbine einen 60-prozentigen Abbau der Gaslieferungen verursachen könne. Es bestehe der Eindruck, sagte der Grünen-Politiker am Mittwoch in Berlin, dass es keine technisch begründbare, sondern eine politische Entscheidung sei. Auf die Frage nach den Gründen für die weitere Drosselungen von Gaslieferungen durch Gazprom weigerte sich der Siemens-Konzern, diese weiter zu kommentieren. Man könne auch nicht sagen, so die Siemens-Sprecherin, wie viele Siemens-Turbinen es an der Verdichterstation am Startort der Pipeline (in der Stadt Wyborg bei St. Petersburg, Anm. d. Red.) insgesamt gegeben habe: Man sei kein Betreiber der Pipeline...
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