Jetzt kommt die gemütliche Zeit des Jahres, in der man sich mit einer dampfenden Tasse Tee und einem Buch vor den Kamin kuschelt. Zumindest habe ich das mal gehört, denn ich selbst habe dafür keine Zeit. Meine Tage sind von vorne bis hinten durchgeplant – und obwohl ich den ganzen Tag hustle, gehe ich abends mit dem Gefühl ins Bett, nichts getan zu haben. Die To-Do-Listen werden immer länger, die Stapel mit „Must-Read-Büchern“ höher und Aufgaben wie Fensterputzen habe ich mittlerweile aufgegeben. „Der ideale Tag hat immer mehr Stunden, als ich wach sein kann“, schreibt auch Teresa Bückner in ihrem neuen Buch „Alle_Zeit“.
Aber woher kommt eigentlich dieses Gefühl, dass die Zeit niemals reicht? Liegt es an mir selbst, weil ich nicht mit Zeit umgehen kann und mir die Skills für ein besseres Zeitmanagement fehlen? Nein, schreibt Teresa Bückner: „Denn zu wenig Zeit zu haben, ist kein individuelles Problem, es ist gesellschaftlich erzeugt.“ Laut Studien hätten schon zwölfjährige Kinder das Gefühl, dass sie zu wenig Zeit haben – allerdings ausschließlich Mädchen. Woran das liegt, erklärt Bückner in ihrem neuen Sachbuch und auch, wie ihre Vision einer neuen Zeitkultur aussieht.
Zeitmanagement: Unser Job ist nicht alles
Schon als Kinder werden wir gefragt, was wir „mal werden wollen“ – damit ist der Beruf gemeint. Wenn wir dann älter sind, wird das zum Problem, meint Teresa Bückner. Denn wir definieren uns sehr stark über unsere Jobs und schätzen auch andere darüber ein, was sie während ihrer Arbeitszeit tun. In unserer „Overwork-Kultur“ sei uns berufliche Anerkennung so wichtig, dass wir dafür sogar unsere eh schon knappe Freizeit opfern. Aber auch, wenn wir Zeitdruck gerne als etwas Positives darstellen, ist das nicht erstrebenswert, „denn busy zu sein, meint hier Überstunden, Arbeitsverdichtung und irreguläre Arbeitszeiten, die langfristig krank machen können.“