Krieg und Elend, Corona, Hunger und Inflation – all das wollen wir nicht stündlich ertragen müssen. Wir brauchen Ablenkung, das Schöne, das Bunte. So könnten die Tage umrissen werden, die Singapur derzeit seinen Bürgern und Gästen beschert. Die Stadt leuchtet während der Singapore Art Week, dem Lichterfest, dem heraufziehenden chinesischen Neujahrsfest und der wiederauferstandenen Kunstmesse ART SG wie nie zuvor – die Tropenbäume auf der Einkaufsmeile Orchard Road strahlen nachts in Pink, auf den Kolonialgebäuden gibt es Lichtskulpturen, und die Besucher der Messe werden von einem überdimensionalen Schriftzug „LOVE“ von Robert Indiana empfangen. Gute Laune und fröhliche Weltsicht sind Programm.
Die Insel mit ihren knapp sechs Millionen Einwohnern profitiert von den globalen Krisen. Nachdem China Hongkong an die Kette legte, zogen die Reichen, ihre Anwälte und Banker lieber auf die grüne Äquatorinsel, als Peking zum Rapport bereitzustehen. Die Gewinner des Wirtschaftswachstums von Indien bis Indonesien bringen ihre Milliarden im steueroptimierten Stadtstaat in Sicherheit, der wie ein Tresor wirkte, gäbe es nicht die andauernde Cyberkriminalität. Auch das erschütterte Europa treibt jene, die es sich leisten können, ins Tropenparadies. Denn der streng geführte Kleinstaat verspricht Verlässlichkeit in einem Meer der Unwägbarkeiten. Die Melange aus jungem und altem Geld führt zu einer steigenden Nachfrage auch nach Kunst.