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Mit welchen Gefühlen Russen in den Krieg

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Hunderttausende Russen kamen der Vorladung zum Einberufungsamt nach. Zehntausende stehen bereits an der Front. Doch die meisten wollen offenbar nicht kämpfen - sondern einfach zurück nach Hause.

"Wie soll ich einem verwundeten Kameraden helfen?", fragt Pawel (Name geändert), der noch bis vor Kurzem als Fahrer in der Stadt Raduschny in Westsibirien gearbeitet hat. Ende Oktober wurde ihm ein Einberufungsbescheid zugestellt. Zuletzt war der heute 41-Jährige vor 20 Jahren als Unteroffizier in der russischen Armee. "Damals ging es mir gut", erinnert er sich und fügt hinzu, heute leide er unter anderem an Problemen mit der Wirbelsäule und könne "nichts heben, das schwerer als ein Wasserkocher ist".

Über seine Gesundheitsprobleme informierte er das Einberufungsamt, das ihn zu einem Arzt überwies. Doch dieser konnte die CD mit den Diagnoseberichten nicht öffnen. So wurde Pawel einfach als tauglich eingestuft. Daraufhin machte er sich angesichts von Berichten, dass einberufene Männer schlecht ausgestattet würden, mit seiner Frau auf, um Pullover, Mützen, Handschuhe, Medikamente, Mullbinden und Unterwäsche zu besorgen. Eine kugelsichere Weste hat er aber nicht. "Es heißt, der Gouverneur könnte welche bringen, aber die schützen angeblich nicht einmal vor einem einfachen Maschinengewehr", so Pawel.

Derzeit wird Pawel auf einem Trainingsgelände nahe Tschebarkul in der Region Tscheljabinsk auf den Einsatz vorbereitet. "Man hat uns versprochen, Schießen zu üben. Aber wir sind nur mit alltäglichen Dingen beschäftigt. Wir sind in Zelten untergebracht, es gibt nur Etagenbetten und Matratzen. Es gibt zwar Strom, aber keine Steckdosen. Die Toilette ist draußen, kalt und ohne Licht. In den Duschen fließt nur kaltes Wasser oder gar keins. Freiwillige kochen das Essen, aber ich denke, dass sie es nicht einmal selbst kosten", beschwert sich Pawel. Bald sollen er und seine Kameraden zunächst nach Rostow am Don und dann in die Ukraine an die Front geschickt werden.

"Eigentlich will ich keine Menschen töten", sagt Pawel. Er gibt zu, Angst vor dem Sterben zu haben: "Alle haben Angst, aber es ist unerwünscht, hier darüber zu sprechen. Wenn ich selbst mit der Mama spreche, kommen mir die Tränen. Ich will das alles nicht, aber ich kann nichts dafür." Pawel hat eine Frau und drei Kinder. Politik habe sie wenig interessiert. "Ich verstehe nicht, wogegen ich kämpfen soll. Okay, wenn das in meiner Stadt oder meinem Landkreis wäre. Aber Krieg wird heute mit Robotern und nicht mit Menschen geführt. Darauf sind wir nicht vorbereitet. Dort werden solche Waffen eingesetzt, dass wir keine fünf Meter übers Feld laufen können, ohne auf einen Schlag getötet zu werden", so Pawel.

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Hunderttausende Russen kamen der Vorladung zum Einberufungsamt nach. Zehntausende stehen bereits an der Front. Doch die meisten wollen offenbar nicht kämpfen - sondern einfach zurück nach Hause.

"Wie soll ich einem verwundeten Kameraden helfen?", fragt Pawel (Name geändert), der noch bis vor Kurzem als Fahrer in der Stadt Raduschny in Westsibirien gearbeitet hat. Ende Oktober wurde ihm ein Einberufungsbescheid zugestellt. Zuletzt war der heute 41-Jährige vor 20 Jahren als Unteroffizier in der russischen Armee. "Damals ging es mir gut", erinnert er sich und fügt hinzu, heute leide er unter anderem an Problemen mit der Wirbelsäule und könne "nichts heben, das schwerer als ein Wasserkocher ist".

Über seine Gesundheitsprobleme informierte er das Einberufungsamt, das ihn zu einem Arzt überwies. Doch dieser konnte die CD mit den Diagnoseberichten nicht öffnen. So wurde Pawel einfach als tauglich eingestuft. Daraufhin machte er sich angesichts von Berichten, dass einberufene Männer schlecht ausgestattet würden, mit seiner Frau auf, um Pullover, Mützen, Handschuhe, Medikamente, Mullbinden und Unterwäsche zu besorgen. Eine kugelsichere Weste hat er aber nicht. "Es heißt, der Gouverneur könnte welche bringen, aber die schützen angeblich nicht einmal vor einem einfachen Maschinengewehr", so Pawel.

Derzeit wird Pawel auf einem Trainingsgelände nahe Tschebarkul in der Region Tscheljabinsk auf den Einsatz vorbereitet. "Man hat uns versprochen, Schießen zu üben. Aber wir sind nur mit alltäglichen Dingen beschäftigt. Wir sind in Zelten untergebracht, es gibt nur Etagenbetten und Matratzen. Es gibt zwar Strom, aber keine Steckdosen. Die Toilette ist draußen, kalt und ohne Licht. In den Duschen fließt nur kaltes Wasser oder gar keins. Freiwillige kochen das Essen, aber ich denke, dass sie es nicht einmal selbst kosten", beschwert sich Pawel. Bald sollen er und seine Kameraden zunächst nach Rostow am Don und dann in die Ukraine an die Front geschickt werden.

"Eigentlich will ich keine Menschen töten", sagt Pawel. Er gibt zu, Angst vor dem Sterben zu haben: "Alle haben Angst, aber es ist unerwünscht, hier darüber zu sprechen. Wenn ich selbst mit der Mama spreche, kommen mir die Tränen. Ich will das alles nicht, aber ich kann nichts dafür." Pawel hat eine Frau und drei Kinder. Politik habe sie wenig interessiert. "Ich verstehe nicht, wogegen ich kämpfen soll. Okay, wenn das in meiner Stadt oder meinem Landkreis wäre. Aber Krieg wird heute mit Robotern und nicht mit Menschen geführt. Darauf sind wir nicht vorbereitet. Dort werden solche Waffen eingesetzt, dass wir keine fünf Meter übers Feld laufen können, ohne auf einen Schlag getötet zu werden", so Pawel.

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